Jiro Taniguchi – Die Stadt und das Mädchen

Aus der Reihe: Comic-Klassiker & Klasse-Comics

Jiro Taniguchi: Die Stadt und das Mädchen

Shodoku, Paperback

Der Bergsteiger Takeshi Shiga bewirtschaftet eine Berghütte am Kai-Komagataki, als ihn ein Hilferuf aus Tokio erreicht. Yoriko Sakamoto, die Frau seines besten Freundes, der vor zwölf Jahren beim Bergsteigen in Nepal gestorben ist, ist in starker Sorge um ihre Tochter Megumi, die seit Tagen nicht nachhause gekommen ist. Shiga erinnert sich: »Ich vertraue dir Yoriko und Megumi an«, waren die letzten Worte, die sein Freund auf einen Zettel gekritzelt hatte, bevor er in Nepal erfror.

Jiro Taniguchi, Die Stadt und das Mädchen, CoverShiga bricht sofort nach Tokio auf und beginnt seine Nachforschungen. Während für die Polizei der Fall des verschwundenen Mädchens von keinem sonderlichen Interesse zu sein scheint, gewinnt Shiga das Vertrauen eines jungen Straßenstreuners und des zunächst abgebrüht-abweisenden Mädchens Maki Ohara, das Megumi zuletzt gesehen hat.

Die Beobachtungen der beiden geben Shiga die ersten wichtigen Hinweise, was es mit Megumis Verschwinden auf sich haben könnte. Und dann geht es in gefährliche Höhe – in gesellschaftlicher wie in physikalischer Hinsicht. Gut, dass Shiga ein Bergsteiger ist, der auch das scheinbar Unmögliche nicht scheut.

Der Manga-Autor und -Zeichner Jiro Taniguchi – ein Meister seines Fachs, dessen im Original 1997 erschienenes Werk »Vertraute Fremde« auch bei uns zurecht und vielgerühmt als moderner Klassiker des Manga angesehen wird – verbindet in »Die Stadt und das Mädchen« seine bezwingende, hochspannende Handlungsführung in bester Hollywood-Dramaturgie mit einem atmosphärisch dichten Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren und einem kritischen Porträt der wimmelnden Metropole Tokio, in der Anonymität, die Entfernung von den wirklichen Lebenswerten und ein Zerfall des inneren gesellschaftlichen Zusammenhalts herrschen.

»Die Stadt und das Mädchen« ist ein exzellenter Manga-Thriller mit Anspruch, den man bis zur letzten Seite nicht aus den Händen legen kann.

MICHAEL KLEIN