Arthur Schnitzler, Max Ophüls – Berta Garlan

Aus der Reihe: Ich höre Stimmen!

Arthur Schnitzler, Max Ophüls: Berta Garlan

Der Hörverlag, 2 CDs

Ich höre Stimmen! Und zwar gleich mehrere. Denn diesmal geht es um einen kurzen Fingerzeig auf einen hochlohnenswerten Hörspielklassiker:

Arthur Schnitzler, Berta Garlan, Hörbuch-Cover

Max Ophüls inszeniert Arthur Schnitzler

Zu den Stoffen, die der Filmregisseur Max Ophüls (1902-1957, u. a. »Brief einer Unbekannten«, 1948, »Der Reigen«, 1950, »Madame de…«, 1953, »Lola Montez«, 1955) liebend gerne noch als Film realisiert hätte, gehörte Arthur Schnitzlers (1862-1931) »Berta Garlan«. Es wäre, nach »Liebelei« (1933) und dem schon erwähnten »Reigen«, seine dritte Schnitzler-Verfilmung gewesen. Doch sie sollte ihm verwehrt bleiben.

Immerhin: für den Südwestfunk konnte er 1956 eine Hörspieladaption schreiben und inszenieren, und gemessen an ihr hätte ein vergleichbarer Film eines von Ophüls’ Meisterwerken werden müssen. Das sieht der Regisseur Dominik Graf ebenfalls so, der für das Booklet des Hörbuchs einen Essay über Schnitzler, Ophüls und das Hörspiel beigesteuert hat: »Man kann sich vorstellen, dass Berta Garlan vielleicht sogar der schönste der Schnitzlerfilme von Ophüls geworden wäre, wenn man das Hörspiel als Entwurf dafür nimmt.«

Berta Garlan ist eine junge Witwe aus Linz, deren farbloses Leben sich glühender Sehnsüchte erinnert, als sie liest, dass ihre Jugendliebe, mittlerweile ein gefeierter Musiker, in Wien gastiert. Mit Jungmädchenhoffnungen – von den kleinen Enttäuschungen des Lebens umzingelt, von den großen aber noch nicht eingefangen – macht sie sich auf den Weg zu einem Wiedersehen, das sie aus allen kurzen Wolken stößt.

Ein traumverloren-melancholisch-verwehtes Hörstück hat Max Ophüls daraus gemacht, mit kongenialer Unterstützung eines brillanten Sprechertrios. Gert Westphal, Käthe Gold und Bernhard Wicki glänzen in diesem Klassiker des Hörspiels nach einem Klassiker der modernen Literatur. Für alle Literatur-, Hörspiel- und Max-Ophüls-Freunde zweieinhalb Stunden Hörgenuss!

Und in diesem Zusammenhang ein aktueller TV-Tipp: Am Montag (11.3.) gibt es Max Ophüls’ Film »Madame de…« um 20.15 Uhr bei Arte zu sehen.

MICHAEL KLEIN

Über Jackson

Michael Klein, geboren 1960, Studium der Philosophie, Germanistik und Publizistik in Münster, arbeitet als Autor, Übersetzer und Journalist für Zeitschriften, Rundfunk und Verlage.
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